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Seesterne.
Wir Tiere vom Wald.... (eine moderne Fabel)
Ein Mensch erster Klasse.
Der Gasthof.
Die Kuh und die Maus.
Beppo der Straßenkehrer.
Drei Gedichte zum Thema Alkoholismus
Seesterne.

Vor langer langer Zeit gab es einen Mann, der ging gewöhnlich hinunter zum Meer um zu Schreiben. Eines Tages schaute
er hinunter zum Strand und er sah in einiger Entfernung einen Mann, der komische Bewegungen machte. Er lächelte zu
sich selbst, stand auf ging näher zu dem Fremden heran. Als er in seiner Nähe stand, erkannte er einen jungen Mann,
der etwas vom Strand aufnahm und es vorsichtig wieder in das weite Meer zurückwarf.
Er sagte: "Guten Morgen. Was tun sie denn da, wenn ich mal fragen darf?" Der junge Mann schaute auf und erwiderte:
"Sie dürfen. Ich werfe die Seesterne wieder zurück ins Meer. Sonst würden sie in der Sonne vertrocknen und sterben,
außerdem geht die Flut zurück."
"Aber junger Mann," meinte der Schreiber mit einem Lächeln auf seinen Lippen. "Sie realisieren anscheinend nicht,
dass es hier kilometerweit Millionen von Seesternen gibt, die an den Strand gespült wurden. Das ergibt doch überhaupt
keinen Sinn!" Der junge Mann hörte freundlich zu. Dann bückte er sich, nahm einen Seestern in die Hand und warf ihn
in die Wellen.


"Für diesen einen, macht es einen Sinn".

(nach L. Eiseley)

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Wir Tiere vom Wald....     (eine moderne Fabel)

Die Tiere vom Wald lebten froh und feierten gerne und das heftig und immer heftiger. Dies führte schließlich dazu, dass
die Tiere vom Wald täglich total besoffen waren, der Wald langsam verkam, die Tiere vom Wald nur noch am Alkohol und
kaum noch an der Fortpflanzung geschweige denn an etwas anderem interessiert waren. Überall leere Bierdosen, leere
Schnapsflaschen, einfach ätzend. Der Fuchs merkte als erster, dass es so nicht weiter gehen konnte. Als er am nächsten
Morgen zwar verkatert aber immerhin ziemlich nüchtern war, rief er die Tiere vom Wald zusammen und hielt eine
beeindruckende Rede:


"Tiere vom Wald! Wir Tiere vom Wald müssen den Wald in Ordnung halten, wir müssen für Nachwuchs sorgen und vor
allen Dingen muss die Sauferei aufhören! Also, wir Tiere vom Wald sollten beschließen, dass es ab sofort anders wird!"


Die Tiere vom Wald stimmten ab und beschlossen, die Zustände zu ändern.
nüchtern und Am nächsten Tag ging der Fuchs durch den Wald und machte einen ersten Kontrollgang. Alle Tiere vom
Wald waren beim Aufräumen. Die leeren Schnapsflaschen waren verschwunden, die leeren Bierdosen waren auch schon
viel weniger geworden.
Doch was war das? Der Hase lag unter seinem Schlafbaum und war total besoffen.

"Hee, Hase", rief der Fuchs und weckte den Hasen auf. "Hee, Hase, wir Tiere vom Wald haben beschlossen, und du hast
mitgestimmt, dass die Sauferei aufhört, und jetzt das!"


"Aach, Fuchs", sagte der Hase, "ich habe beim Aufräumen noch ein paar Dosen Bier und Appelkorn gefunden und die
waren mir zum Wegwerfen zu schade, aber jetzt ist alles alle!"


"Ist gut", sagte der Fuchs, "aber morgen wird das alles anders, denke daran, was wir Tiere vom Wald beschlossen haben!"

Am nächsten Morgen machte der Fuchs wieder seinen Kontrollgang durch den Wald. Alle Tiere vom Wald waren dabei das
zu tun, was Tiere vom Wald im Wald eben tun. Der Wald war aufgeräumt und machte einen sehr guten Eindruck. Nur der
Hase lag unter seinem Schlafbaum und schnarchte, schon wieder so zu wie eine Handbremse.

Der Fuchs war ziemlich ungehalten, schnappte den Hasen, schüttelte ihn und schrie ihn an:" Du hast mit den Tieren vom
Wald abgestimmt und du hast mir versprochen, dass du nicht mehr säufst und du bist schon wieder total blau." – "Aach,
Fuchs",begann der Hase. "Schluss", schrie der Fuchs, " keine weiteren Ausreden mehr, ich habe es im guten probiert und
wenn ich dich morgen oder irgendwann noch einmal besoffen antreffe, werde ich dich ohne Vorwarnung fressen, merke dir
das!!"

Am nächsten Morgen machte der Fuchs erneut seinen Kontrollgang, alles war in bester Ordnung, der Wald, die Tiere, die
Stimmung – aber da war kein Hase zu finden. Die Stelle unter dem Hasenschlafbaum war verwaist, kein Hase weit und
breit. Der Fuchs setzte seinen Kontrollgang fort, diesmal aber noch aufmerksamer als sonst. So kam er auch zum
Waldsee. Nichts Auffälliges war zu bemerken – doch, da kräuselte sich das Wasser in Ufernähe und ein abgebrochenes
Schilfrohr ragte aus dem Wasser. Der Fuchs kam näher, griff mit beiden Vorderpfoten zu und hatte den Hasen am
Schlawittchen.

Er zog ihn an Land und brüllte ihn an: "Hase, ich hatte dich gewarnt, jetzt bist du reif, wir Tiere vom Wald..."

An dieser Stelle unterbrach ihn der Hase rabiat und schrie zurück:

"Was gehen mich die Tiere vom Wald an, ich pfeife auf die Tiere vom Wald, wir Fische haben andereGesetze und machen
was wir wollen, kapiert! – Und jetzt verschwinde endlich!!"


Aufgeschrieben von Dietmar Mees


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Der Gasthof.

Das Leben gleicht einem Gasthof. Jeden Morgen reist jemand Neues an.
Eine Freude, eine Depression, eine Gemeinheit, eine momentane Unsicherheit kommt überraschend zu Besuch.
Heiße sie alle herzlich willkommen und sorge für ihr Amüsement.
Selbst wenn sie als Horde von Sorgen dein Haus verwüsten. Ehre jeden Gast.
Vielleicht schafft er Platz für eine neue Freude.
Der dunkle Gedanke, die Herabsetzung, die Niedertracht - tritt ihnen lachend entgegen und bitte sie herein.
Sei dankbar für jeden der kommt, Er wurde aus dem Jenseits gesandt als Wegweiser.

Rumi, aus dem englischen übersetzt von Eva Mees, Quierschied



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Die Kuh und die Maus.

Es war einmal eine Kuh, die stand gemütlich auf der Wiese und kaute so vor sich hin. Sie ließ sich durch nichts aus der
Ruhe bringen. Plötzlich kam ihre Freundin, die Maus, angerannt und rief atemlos: "Kuh, Kuh. du musst mir unbedingt
helfen.
Die blöde Katze ist hinter mir her". "Kein Problem", muhte die Kuh. "Stell dich einfach hinter mich. Ich werde einen schönen
Kuhfladen auf dich fallen lassen, dann kann dich die Katze nicht mehr finden und fressen." Gesagt, getan. Die Maus stellte
sich hinter die Kuh, und die Kuh ließ einen dicken Fladen auf die Maus fallen, so dass diese ganz bedeckt war.

Nur ein klitzekleines Stückchen vom Schwänzchen schaute noch raus. Da kam auch schon die Katze angerannt. Sie
schlich um die Kuh herum. Erst rechts, dann links. Plötzlich sah die Katze dieses klitzekleine Stückchen von dem
Mäuseschwänzchen. Sie packte das Schwänzchen vorsichtig mit ihren Zähnen, schüttelte die Maus dreimal hin und her
und fraß sie auf.


Was ist die Moral von der Geschichte?
1. Nicht jeder, der auf dich scheißt, ist dein Feind.
2. Nicht jeder, der dich aus der Scheiße zieht, ist dein Freund.
3. Und wenn du schon in der Scheiße sitzt, dann zieh wenigstens den Schwanz ein!



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Ein Mensch erster Klasse.

Wenn Du einem geretteten Trinker begegnest, dann begegnest Du einem Helden.
Es lauert in ihm schlafend der Todfeind.
Er bleibt behaftet mit seiner Schwäche und setzt seinen Weg fort durch die Welt der Trinkunsitten,
in einer Umgebung, die ihn nicht versteht, in einer Gesellschaft, die sich berechtigt hält,
in jämmerlicher Unwissenheit auf ihn herabzuschauen, als auf einen Menschen zweiter Klasse,
weil er es wagt, gegen den Alkoholstrom zu schwimmen.


Du sollst wissen;
Er ist ein Mensch erster Klasse!


Friedrich von Bodelschwingh


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Beppo der Straßenkehrer.

Der Alte hieß Beppo Straßenkehrer. In Wirklichkeit hatte er wohl einen anderen Nachnamen, aber da er von Beruf
Straßenkehrer war und alle ihn deshalb so nannten, nannte er sich selbst auch so. Er fuhr jeden Morgen lange vor
Tagesanbruch mit seinem alten, quietschenden Fahrrad in die Stadt zu einem großen Gebäude. Dort wartete er in
einem Hof zusammen mit seinem Kollegen, bis man ihm einen Besen und einen Karren gab und ihm eine bestimmte
Straße zuwies, die er kehren sollte.

Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich.
Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit. Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig: Bei
jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich. Schritt – Atemzug – Besenstrich. Schritt –
Atemzug – Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin.
Und dann ging er weiter - Schritt – Atemzug – Besenstrich.

Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große
Gedanken. Aber es waren Gedanke ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter
Duft, an den man sich nur gerade noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat. Nach der Arbeit,
wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich
seine Zunge, und er fand die richtigen Worte.

„Siehst du, Momo“, sagte er dann zum Beispiel, „es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man
denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.“ Er blickt eine Weile schweigend vor
sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn
man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr
an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die
Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen“.

Er dachte eine Zeit nach. Dann sprach er weiter: “Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer
wieder nur an den nächsten.“ Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Auf einmal merkt man, dass man
Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste“.
Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig.“


Aus dem Buch "Momo" von Michael Ende


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Drei Gedichte zum Thema Alkoholismus.
Die Gedichte hat mir Herr Waldemar Steinbrecher (Personalleiter) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Copyright 2007.


Du warst mal Freund.

Mein Freund, du gabst mir immer Trost.
Du warst mir letzter Halt.
Nur merkt´ ich Freund, mit jedem Prost,
ich werde nicht sehr alt.

Ich hab´ mit dir manchem Problem
nichts an Bedeutung beigemessen.
Es war für mich ja so bequem
rings um mich alles zu vergessen.

Und kam der nächsten Morgen dann
blieb keine Zeit, dass ich was nüchtern sah.
Ich fing von neuem zu vergessen an.
Mein Freund, du warst ja immer da.

Du hast mir´s Leben leicht gemacht.
Das hab´ ich damals gern geglaubt.
Verzeih´ mir, wenn mein Leben lacht,
von wegen leicht, du hast es nur beraubt.

Es war schon spät, da ich erkannt´,
- solch Denken hat´s ja nie gegeben -
auf welchem Weg ich mich befand.
verzeih mir Leben.

Es gab an Vergangenem nichts mehr zu Ändern.
Nur einen neuen Weg zu finden.
Es galt, bevor das Boot würd´ kentern,
ein Leben neu zu gründen.

Ich hab´ dich Freund nun ganz durchaut.
Ich habe dich in jenen Tagen,
mir hat´s davor nicht mal gegraut,
für immer wohl zum Grab´ gtragen.













Ein Beispiel im richtigen Augenblick
- oder - Man muss nur erkennen.


Du hast meinem Leben,
ich danke Dir dafür,
eine Wende gegeben,
Befreiung vom Bier.

Ehe Dich zu kennen
hab´ich nur eines gekannt,
mich Säufer zu nennen
und dabei mich glücklich genannt.

Zu allen Stunden
den ganzen Tag lang
hab´ ich nur ihn gefunden,
den Wirtshausgang.

Meine Werkbank war der Tresen,
mein Werkzeug ein Glas Bier.
So ist es stets gewesen
meist bis früh um vier.

Wenn and´re müde schliefen
konnt´ ich noch munter sein.
Und wenn Fabriksirenen riefen,
schlich ich betrunken heim.

Ich hab geglaubt zu leben,
wie´s schöner kaum sein kann.
Genommen, nie gegeben.
und nie gedacht, was später dann.

Dann hab´ ich Dich getroffen,
sah Dich als einen Freund.
Du hast mit mir gesoffen,
doch bald erkannt´ ich Dich als Feind.

Ich sah Dich stockbesoffen,
hab mich in Dir erkannt.
Fühlte mich betroffen,
hab´ Dummkopf mich genannt.

Ich hab nun eingesehen,
auf Deine Kosten zwar,
so kann ein Mensch vergehen,
wenn ihm kein Beispiel war.




Erkenntnis

Ich liege betrunken auf meinem Bett.
Die Flasche am Boden ist leer.
Ich war zu mir selber nicht nett
doch nun spüre ich meinen Kummer nicht mehr.
Ich habe die Flasche ausgesoffen,
habe nicht lange gewählt
und habe den Schnaps von Verzweiflung getroffen
in mich hinunter gequält.
Ich habe sie gesoffen Schluck um Schluck,
habe zu vergessen gesucht.
Ich habe mit einem Ruck
die ganze Menscheit verflucht.
Ich habe vergessen zu denken,
vergaß meinen Verstand,
konnt´ meine Sinne nur auf das Saufen lenken,
weil dadurch mein Grübeln verschwand.
Ich habe die Menschen plötzlich gehaßt,
hab´ sie als Schweine geseh´n,
meine Moral war verblaßt,
meinen Anstand sah ich vergeh´n.
Ich habe in diesen Stunden
die Welt aus anderen Augen geseh´n,
habe an ihr nichts mehr Gutes gefunden,
ich sah sie vergeh´n.
Am Morgen danach bin ich erwacht,
habe mich fürchterlich geschämt.
Ich habe mit Grauen zurückgedacht,
die Erinnerung hat mein Herz fast gelähmt.
Ich habe erkannt,
mit weinendem Gesicht
auch wenn die Probleme nicht gebannt,
s a u f e n   hilft Dir   n i c h t.



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